Mein Plan mit dem Plan – Trainingsplan olé oder ade?

Manchmal verspüre ich die Energie, als könnte mich nichts auf der Welt aufhalten, die Welt zu erobern. Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst! Du musst daran glauben, an dich glauben und damit beginnen. Keiner sagt, dass etwas von heute auf morgen machbar ist. Es braucht halt Zeit, ist aber möglich.

Genau das gleiche habe ich mir bezüglich meinen Trainings schon so oft gedacht: Thea, wenn du nur einen Plan hättest, dann könntest du …

Ja, sehr wohl, dann könnte ich…

Wer planlos solche Leistungen abrufen kann, ist mit Plan garantiert noch stärker. Davon bin ich auch jetzt noch überzeugt. Nur die Umsetzung, an der scheitert es.

Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Trainingsplan. Noch nie. Höchstens früher im Fußball, wo die Trainingszeiten feststanden und der Trainer den Plan mitgebracht hatte und ich ihn nur noch umsetzen musste.

Oder wenn ich selber Trainings gebe. Dann habe ich den Plan für andere. Aber für mich? Nein.

Nach Jahren im Laufsport kam letztes Jahr der Moment, wo ich mir gesagt habe: Du musst es wenigstens probieren. Du musst wenigsten einmal ausprobieren, ob du es schaffen kannst.

Ja, aber was eigentlich schaffen? Was soll mein Ziel sein? Den Plan einzuhalten? Den Plan durchzuziehen oder am Ende den Plan zu erfüllen?

Auslöser hierfür waren zwei Faktoren:

  1. Eine Leistungsdiagnostik, die mir aufgezeigt hat, dass ich nur über einen kurzen Zeitraum hinweg eine bestimmte Schnelligkeit halten kann.
  2. Ein 5 km Wettkampf nach der Leistungsdiagnostik, wo ich eben diese prognostizierte Zeit unterboten habe.

Wie ich das gemacht habe: Keine Ahnung. Mit Kopf statt schnellen Beinen? Wie so oft in meiner sportlichen Laufbahn. Einfach gemacht.

Nach einem Wettkampf hat man meistens ein Jahr lang Zeit, sich auf den gleichen wieder vorzubereiten, um unter den gleichen Bedingungen die gleiche Strecke erneut zu laufen und dann seine Leistung zu vergleichen. Unterschiedliche Wettkämpfe zu vergleichen halt ich für eher sinnlos, da man immer andere Bedingungen hat, die in die Leistung mit einspielen. Eine 5 km Strecke kann hier die und woanders jene Gegebenheiten haben. Was für mich als Vergleich zählt, ist also der gleiche Wettkampf.

Ich hatte Monate Zeit, mich mental darauf einzustellen, dass ich am Tag X mit einen Plan für einen 5 km Lauf beginnen werde, um am Tag des Wettkampfes die erwünschte Leistung abzurufen. So weit, so gut.

So wie ich aber einfach einmal bin, habe ich diese Ambitionen im Laufe der Monate vergessen. Andere Sachen haben sich mir als Priorität dargestellt. Sei es Gesundheit, persönliche Lebensumstände usw. Ich habe mein Vorhaben schlichtweg verdrängt und vergessen.

Bis zu dem Tag am Flughafen, kurz vor der Abreise in den Urlaub, wo ich mir eine Laufzeitschrift am Kiosk gekauft habe und zufällig genau der Plan drin war, den ich brauchte: 5 km!

Zufall?

Naja…

Mein Gedächtnis wurde etwas wachgerüttelt und ich habe mir die Seite direkt rausgerissen und zu Hause in den Flur gehängt, um mein Vorhaben ja nicht nochmal zu vergessen.

Einen Monat hatte ich noch Zeit, mich wieder mental darauf vorzubereiten, dass es bald heißt: Nicht mehr nach Lust und Laune, sondern nach Plan zu trainieren.

Trainingsplan: Der Start

Start.

Der erste Tag war easy. Einfach laufen. Die Tage zuvor war ich Radfahren oder habe Yoga gemacht, da kam das Laufen als Abwechslung wieder ganz gelegen.

Der zweite Tag. Okay, zwei Tage hintereinander laufen ist kein Problem, zumal es heute Tempowechsel war.

Der dritte Tag. Oookaaay. Ich bin ja kein Fan von jeden Tag laufen gehen, da ich finde, dass man einfach Abwechslung braucht und jeden Tag laufen einfach nicht gesund ist, aber gut. Der Plan sagt: Laufen! Also bin ich brav gelaufen.

Der vierte Tag. Irgendwie möchte ich mein Triathlon-Training noch unterbringen, da immerhin zwei Mitteldistanzen anstehen, daher verzichte ich auf das Laufen aus dem Plan und gehe aufs Rad.

Geht mein Plan mit dem Trainingsplan auf?

Bis zur dritten Woche halte ich durch. Es ist schade, dass ich von „durchhalten“ spreche, aber es zeigt einfach, dass es mir keine Freude bereitet hat. Es war einfach ein Muss. Genau die Befürchtung, die ich mit einem Trainingsplan immer hatte. Ich kann eine Woche nicht laufen und laufe trotzdem top im Wettkampf. Aber jeden Tag nach Plan zu laufen, hat mich müde gemacht und mir den Spaß genommen, da ich in der Zeit des Laufens eigentlich einen Ausgleich zum täglichen „du musst“ sehe und fühle.

Mein Hobby wurde ein Stück weit zu einer Verpflichtung, die ich in meiner Freizeit nicht haben möchte.

Vielleicht kommt irgendwann wieder der Punkt, wo ich sage, dass ich soweit in meinem Kopf „frei“ bin und mich in meiner Freizeit solch einer Herausforderung stellen kann.

Aber heute muss ich sagen:

Ich habe es nicht geschafft.

Trotzdem bereue ich es nicht, denn ich habe viel dazugelernt.

  1. Ich habe mich der Herausforderung gestellt.
  2. Ich habe ein lang angedachtes Vorhaben umgesetzt.
  3. Ich habe festgestellt, dass es in meiner aktuellen Lebenslage nicht zu mir passt.

Ich möchte nicht einmal sagen: Ich habe es LEIDER nicht geschafft, denn ich finde es nicht schlimm. Ich sehe eher die Erfahrung und Erkenntnis, um die ich reicher geworden bin als Fortschritt für mich. Ich kann jederzeit wieder neue Pläne machen und damit anfangen.

Keiner sollte sich selbst unter Druck setzen. Jeder sollte in seinen Ambitionen neue Stärken und Grenzen kennenlernen, nur nicht frustriert sein, wenn die Grenze einfach vorher schon erreicht ist.

Auch Grenzen können sich verschieben.

Eure Thea ❤

 

Dieser Beitrag enthält aufgrund von Markenerkennung Werbung.

 

 

5 Kommentare zu „Mein Plan mit dem Plan – Trainingsplan olé oder ade?

  1. Vielleicht ist für dich ein Triathlon-Plan, der spezifisch auf dich und deine Bedürfnisse – also auch mal ein 5 oder 10km-Lauf, zugeschnitten ist die deutlich bessere Lösung als ein Plan aus einer Zeitschrift? Ist dann allerdings ja etwas teurer und in der Regel auch langfristiger angelegt.

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    1. Ich glaube, ein Triathlon-Plan wäre nicht gut. Gerade die Schwimmeinheiten kann ich wegen meiner Haut gar nicht einhalten und muss flexibel reagieren können. Da würde mich ein Plan nur frustrieren.

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  2. Wunderschön geschrieben! Und, ich glaube so planlos bist du gar nicht. 😉 Ohne Plan ist AUCH ein Plan!

    Selber bin ich lauftechnisch „nur“ drei Jahre unterwegs und für das erste Halbmarathon 2016 in Köln habe ich mich sehr diszipliniert nach Herbert Steffny‘s 2 Stunden Plan aus seinem großen Laufbuch trainiert. Leider hat meinen GPS Garmin Laufuhr einen „Sprung“ gemacht, und bei 2 Stunden habe ich festgestellt: Verdammt 😡 es ist noch 600 Meter zu laufen. Aber ich hab die letzte Strecke bis Dom einfach so genossen! Ich habe meinen ersten Halbmarathon geschafft. Der Trainingsplan hat mir die Sicherheit und definitiv einen Abwechslungsreichen Training gestaltet.

    Wenn wir in dem ganzen Leben nur mit Pläne rumlaufen, kommt Lust, Laune und Spontanität irgendwann auf der Strecke. Laufen macht so ein Spaß und ist für den Kopf ein Launemacher.

    Ab und zu mit Pläne finde ich nicht verkehrt und sogar teilweise wichtig! (gibt ja andere Teile im Leben als Laufen). Selber habe ich für meinen ersten Ultra-Trail nächstes Jahr (Rennsteig) der Plan runtergeladen und studiert. Jetzt weiß ich was auf mich zukommt! Aber der detaillierte Trainingsplan und exakte Laufeinheiten lass ich sein. Der Reiz von allein die 73,9 km schaffen zu wollen, wird meinen inneren Schweinehund bei jeden Regenschuer oder Schneefall diesem Winter als Verlierer da stehen. Fast! 😄 Ich bin ja auch Spontan & Planlos. Manchmal muss einen Freund & Kaffe/Bier auch sein.

    Danke, danke für deine herrliche und lustige Motivation hier & auf Insta. Genau so wichtig wie ein Trainingsplan!

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