Influencer Marketing – So nicht!

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„Wäre toll, wenn du uns mit deiner Reichweite unterstützen könntest“.

1 nice Influencer-Life – or what?

Als Ethnologin ist meine Gabe der Beobachtung sehr stark ausgeprägt. Lange habe ich verfolgt, wie andere Influencer über unverschämte Anfragen berichten. Lange habe ich ein „Hallo Lisa“ überlesen, freundlich geantwortet, dass dies nicht mein Name ist. Lange habe ich seelenruhig und mit größer Höflichkeit reagiert: „Leider kann ich diese Anfrage nicht annehmen“. Lange ist jetzt zu Ende und heißt: Faxen dicke von unprofessionellem Influencer Marketing.

Vielleicht wird dieser Blogbeitrag in Zukunft die Antwort auf dreiste Anfragen von „wir sind ein Start-Up und bitten dich um deine Reichweite“ sein.

Ich bin eine One-Man-Show und wenn ich für jemanden arbeiten soll, dann entgeltlich. Alles andere nennt sich Ehrenamt und davon habe ich genug.

Influencer Marketing, wie du es nicht machen solltest

Dinge, die mir als Marketeer im Bereich Influencer Marketing niemals einfallen würden:

  1. Einen völlig falschen Namen in der Anrede einer Nachricht verwenden. So viel Recherche für umsonst Reichweite kann man doch verlangen! Gut, man kann einen Namen mal falsch schreiben, aber das sollte auf Flüchtigkeitsfehler zurückzuführen sein. Dass ich weder Lisa, noch Isabell oder Jessica heiße, lässt sich doch irgendwie ganz einfach recherchieren?!
  2. Versenden einer offensichtlichen Kettenmail. Selbst wenn du Mini-Influencer bist und um die 1.000 Follower hast, hast selbst du bestimmt schon mal eine E-Mail bekommen, die offensichtlich auf eines dieser populären Massen-E-Mail-Programme zurückzuführen ist. Peinlich. Sorry. Aber ich mache mir doch wenigstens die Mühe, ein bisschen Individualität in die Kooperationsanfrage zu bringen?! Immerhin geht es hier nicht um einen Newsletter, sondern eine Anfrage, kostenlos Werbung zu kassieren…
  3. Daten, Insights und ein Konzept abgreifen und sich dann aus dem Staub machen. Das wohl dreisteste Unternehmen meiner „Influencer-Karriere“ hatte ein echt cooles Produkt. Leider war ich so dumm und habe nicht gecheckt, dass ich ihnen Basisdaten für ihren weiteren Social Media-Weg geliefert habe. Als mir ein Lichtlein aufging, habe ich die Gründerin des Startups aus dem Beatuy-Bereich mit Bienenwachsprodukten mal genauer ins Auge gefasst. Da war wohl jemand auf dem Weg, ein Influencer zu werden.

Unternehmen wie dieses stehen exemplarisch im Umgang mit Influencer Marketing dafür, dass es nicht nur unter Influencern schwarze Schafe gibt, die ihre Aufgaben nicht richtig erledigen, sondern auch ganz viele dreiste Unternehmen, die Influencer eben ausnutzen.

Influencer Marketing – Was macht dieser Influencer eigentlich?

Leider wächst auch aus unternehmerischer Seite das Misstrauen gegenüber Influencern. Nicht jeder Influencer ist eine ehrliche Haut, liefert pünktlich und wie besprochen ab. Influencer sein bedeutet nicht nur, den ganzen Tag Pakete auszupacken und schöne Dinge in die Kamera zu halten.

Influencer zu sein, bedeutet (im besten Fall!!!):

  1. Kreativ sein
  2. Ständig neue Ideen zu haben
  3. Unterhaltsam zu sein
  4. Kostenlosen Content für jede Menge Menschen zu kreieren
  5. Sich an Deadline zu halten
  6. Textsicher und Wortgewand zu sein
  7. Etwas von Bildkonzeption zu verstehen
  8. Fotografen koordinieren zu können
  9. Seine eigenen Vorstellungen anderen vermitteln zu können
  10. Sich technisches Know-How inklusive der notwendigen Programme und Hilfsmittel (Kamera, Pc, Handy, Licht, Mikrofon etc.) anzuschaffen

„Wäre toll, wenn du uns mit deiner Reichweite unterstützen könntest“.

„Ja klar, wenn du die Kosten für mein Smartphone trägst oder mir eine Jahresmitgliedschaft für Adobe spendierst?“.

Influencer Marketing – Jetzt reichts!

Faxen dicke, merkste selbst?

Faxen noch mehr dicke, da sich in diesem Jahr die Anfragen zu: „Kannst du den Link zu unserem Online-Shop bitte in deine Story einbauen und ihn 3 Wochen in deinem Profil sichtbar lassen? Dafür bekommst du 5 % des Umsatzes“. Jo. Gehst du für mich in der Zeit einkaufen, wenn ich die Story für dich produziere? Das kann ich schon fast nicht mehr in die Kategorie Influencer Marketing zählen, da es sich um die Anfrage nach einem Gefallen handelt.

Es mag ja sein, dass es unter den Influencern einige gibt, die echt nur Rabatt-Codes vor den Bildschirm halten und die Sache mit dem „Einfluss nehmen“ anders interpretieren. Menschen, die ihren Job anders verstehen, als ihre Kollegen, hat man doch in jedem Beruf und vielleicht ist nicht jeder Beruf/Tätigkeitsfeld online so präsent, wie eben diese Influencer. Es gibt genauso Frisöre, die die Haare kacke schneiden, wie es Bänker gibt, die Kunden verarschen und so weiter.

Werbung kostet Geld – Überall

Fakt ist: Werbeplätze kosten in Printmedien Geld, kosten im Fernsehen Geld, kosten auf der Straße Geld, kosten auf Trikots Geld…

Werbung läuft immer und überall. Werbung hat sich verlagert. Das ist genau wie mit der Digitalisierung: Die ist da und Online-Werbung in Form von Cookies oder Influencern ist da. Jeder macht Facebook oder Instagram, Twitter und Tiktok freiwillig und kostenlos auf. Da muss man damit rechnen, dass einem WERBUNG entgegenschlägt. Andernfalls darf man diese Medien nicht nutzen oder muss – meiner Meinung nach – kostenpflichtige Dienste wie Netflix nutzen. Da gibt’s keine Werbung. Selbst auf Spotify ist nur die gebührenpflichtige Version werbefrei. Irgendwie ein logisches Prinzip.

Ich weiche ab.

Ich mache keine Werbung für Dinge, die ich kacke finde.

Influencer Marketing – Leistungen

Kurzer Zwischenkommentar:

Wenn mich jemand bittet, sein Produkt entgegenzunehmen und dafür ein Bild auf meinem Profil hochzuladen und drei Sequenzen als Story abzufilmen und ebenfalls in meinem Profil hochzuladen:

  1. Welches Equipment brauche ich dafür?
  2. Wieviel Zeit kostet das?
  3. Wie soll es gestaltet sein? Langweilig oder unterhaltsam?
  4. Was ist das Ziel? – Reichweite? Abverkauf? Markenbekanntheit?

Wo bekommt man diese Leistungen UMSOST?

Gut, zurück zum Thema Influencer Marketing:

Wie man evtl. an dem doch sehr emotionalen Beitrag erkennen kann, hat sich über einige Jahre ein bisschen Frust über Agenturen, Firmen, Star-Ups und Co. angestaut.

Dennoch muss ich sagen, auch sehr, sehr zufrieden mit vielen Partnern zu sein! Zusammenarbeiten, die stattfanden waren stets vertrauensvoll und zufriedenstellend – für beide Seiten 😊 Ich bin dazu übergegangen, unverschämte Nachrichten nicht mehr zu beantworten. Selten habe ich in meinen Stories mal einen Auszug aus Anfragen und meinen Antworten geteilt. Euer Feedback war oft: Thea – du antwortest darauf sogar noch?

Ja. Ich bin ein sehr höflicher Mensch und sehe mich gerade in der Verantwortung, verlässlicher, als vielleicht andere Influencer, die den Ruf kaputt machen, aufzutreten. Ich bin der Ansicht (gewesen), wenigstens freundlich abzusagen und dem Gegenüber zu signalisieren: Ich habe deine Nachricht gelesen, danke, aber leider besteht kein Interesse. Denn wer weiß schon: Man sieht sich immer mehrmals im Leben. Doch: Ist es mir meine Zeit und Geduld wirklich wert, auf teilweise so unverschämte Anfragen aus dem Influencer Marketing zu antworten?

Da kam Ende 2019 die Anfrage rein, mir einen Gegenstand zu schicken, von dem ich vier Bilder hätte posten sollen und ihn dann zurück hätte senden sollen. Umsonst. Also wer spätestens jetzt noch nicht vor lauter Verzweiflung gelacht hat…kann nur in einem solchen Unternehmen mit dermaßen unprofessionellem Influencer Marketing arbeiten.

Nun ja, ich habe mich also dazu entschieden, solche Anfragen direkt zu löschen. Dies dient eben auch ein bisschen dem Selbstschutz: Nachricht gelöscht, Aufreger vergangen.

Was auch nett ist, sind nachträgliche Likes und Kommentare unter Bildern: „Haaaaalllooooo, wir haben dir eine Nachricht geschrieben!“. (Ja, super, ich will sie aber nicht lesen). Hierbei geht es dann häufig darum, dass ich bei Instagram (nicht per Email) Anfragen für Produktplacements erhalte. Bitte liebe Unternehmen: Ihr macht eure Kundenkommunikation doch auch nicht per SMS. Die Zeit für eine offizielle, ordentliche Email ist schon drin, oder?

Ich bin so frei, behaupte zu können, mich nicht für Produkte, Marken oder Firmen prosituieren zu müssen. Nein ist nein und irgendwann ist Ende Gelände mit der Zusammenarbeit, sobald ich mir als Mensch und Dienstleister verarscht vorkomme. (Kann man übrigens alles online nachvollziehen 😊). Respekt, Vertrauen und Zuverlässigkeit verlange ich nicht nur in einer freundschaftlichen, sondern auch geschäftlichen Beziehung.

Ich freue mich über coole Marken, Produkte oder Firmen, die mir und euch einen Mehrwert geben. Es kommt immer auf das „Wie“ an und dann ist manchmal mehr möglich, als man denkt. Das Leben ist ein Geben und Nehmen – auch im geschäftlichen Bereich. Als Läuferin sind Sportartikel nie verkehrt. Aber mit einer Haarkur kann ich halt nix anfangen. Neurodermitispflege teste ist liebend gerne – aber Lipgloss ist halt nix für mich. Ich lache gerne über mich selbst, nehme mich auf die Schippe, gebe mehr, als ich vertraglich müsste, wenn alles stimmt und ich merke: Das ist Augenhöhe.

Danke an alle Unternehmen, die fair sind. Die freundlich sind, eine Philosophie haben und mir genauso viel vertrauen, wie ich ihnen.

Der Rest: Taschö mit ö.

Deine Thea ❤

6 Kommentare zu „Influencer Marketing – So nicht!

  1. Sehr richtig geschrieben, ich bekomme manchmal auch so freche Mails/Nachrichten – wenn man es vernünftig haben möchte, muss man auch vernünftig anfragen 🤷🏼‍♀️

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  2. Oh, was mir auch schon passiert ist, ist die Mitleidstour. Wenn sich die Leute als kleines StartUp ausgeben und unentgeltlich um Hilfe und Support bitten und dann reichen zwei Klicks Recherche und Du siehst, wie viel Geld die von Investoren bekommen haben – jetzt aber bei den Bloggern schnorren.

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